Mal- & Gestaltungstherapie - MGT - Home Blog Mal- & Gestaltungstherapie - MGT - Home

Die therapeutische Wirkung der Arbeit mit Ton: Sich erden und mit der Tiefe der eigenen Existenz verbinden

Die Arbeit mit Ton ist eine jahrtausendealte Kulturtechnik, die nie vergessen und doch wieder sehr in unsere Aufmerksamkeit rückt. Die ältesten Figuren aus Ton (25.000 bis 29.000 Jahre alt,) fand man an einem Lagerfeuer der Mammutjäger in Mähren, neben einer Anzahl roh geformter Klumpen aus Ton.
Und seit Brad Pitt gegen seinen Herzschmerz getöpfert hat ist auch social media und die Generationen X and Y auf den Ton gekommen. 
„Therapeia“ aus dem altgriechischen heißt Heilung, Behandlung, in den Dienst stellen – und wir beziehen uns hier in unserem Ausbildungsinstitut für MGT auf die therapeutische Wirkung, also auf die heilsame Wirkung von Ton als Gestaltungsmaterial.
Ton als therapeutisches Material wird zur heilenden, entspannenden Anwendung und zum Ausdruck von inneren Bildern und Gefühlen verwendet. Was macht den Ton so besonders?
Die Erde: das Gestalten mit Ton stellt eine natürliche Verbindung zum Körper und Atem her. Er ist das Material des Lebens und Sterbens.  Seine Haptik ist das Erste, womit wir in Kontakt kommen. Wie spürt es sich an, wenn wir Ton in die Hand nehmen? Welche Gefühle und Bilder tauchen auf? Welche Assoziationen. Danach ist die Formbarkeit und Unmittelbarkeit des Materials im Focus und verbindet Körper und Geist auf eine archaische Weise, die uns hilft Kontakt zur Erde, zu unserem Ursprung zu bekommen. Wir erden uns und atmen durch. Das Sein und die Achtsamkeit bringen uns in unsere Mitte. 
In unserer überreizten Welt, die uns von vielem ablenkt, was uns guttut, ist das Kneten und Formen von Ton eine großartige Möglichkeit, den Moment zu spüren und sich mit dem „Hier und Jetzt“ zu verbinden - ein zu sich kommen, Durchatmen, die Gedanken und Gefühle gehen lassen, loslassen.
Da unsere Fingerspitzen einige der dichtesten Bereiche der Nervenenden des menschlichen Körpers enthalten, kann schon das bloße Spiel mit Ton und das Stimulieren der Druckpunkte in unseren Händen immense therapeutische Vorteile haben. 
Forschungsergebnisse zeigen, dass Kreative Tätigkeiten eine raschere Erholung nach einer Krankheit begünstigt. In einer veröffentlichten Studie fanden Forscher heraus, dass der Cortisolspiegel (das körpereigene Stresshormon) bei 75% der Teilnehmer, die sich künstlerisch betätigten, gesunken ist.
Zusätzlich hilft die künstlerische Betätigung Angstzustände, Depressionen und Stress zu lindern, und letztendlich reduzierte Ausgaben für Gesundheits- und Sozialdienste.   
Mit nachgewiesenen Vorteilen für die körperliche als auch für die psychische Gesundheit ist Töpfern die perfekte Möglichkeit in die eigene Kreativität und Gestaltungskraft zu kommen. Somit werden wir selbst zu Gestalterinnen vorerst unserer inneren Bilder und des Weiteren kommen wir dadurch zur mehr Selbstwirksamkeit der Gestaltung des eigenen Lebens. 
Zusammenfassung: 
-    Ton wirkt in dem Moment man ihn berührt, über diese Berührung zurück auf den Körper und auch auf den Geist, die Psyche und unsere Emotionen. 
-    Ton wirkt auf uns zentrierend und erdend. Er bringt uns in Verbindung mit unserem Körper, mit dem Atem und auch mit den Elementen Erde und Wasser,– d.h. es können dadurch auch körperliche Prozesse ins Fließen gebracht werden und wir können im Hier und Jetzt ankommen.
-    Wir gestalten mit unseren Händen - Berührungs- und Tastsinn werden unmittelbar angesprochen.
-    Ton wirkt regressiv – d.h. wir erleben assoziative Erinnerungen durch die Berührung des Materials.  Das Material bringt innere Bilder ganzheitlich – also auch über den Körper- hervor und das führt zu einer inneren heilsamen Berührung mit uns selbst.
-    Die Arbeit mit Ton aktiviert jedenfalls eine unserer größten Ressourcen – die Kreativität, d.h. die Fähigkeit im Menschen selbst zu gestalten. 
-    Die Arbeit mit Ton wirkt entspannend und ist ideal gegen Stress und Überreizung einsetzbar. 
-    Vitale und auch aggressive Kräfte können beim Arbeiten mit Ton "ausagiert" werden.
-    Durch den unmittelbaren Kontakt mit dem Material lernen wir Grenzen zu setzen und unsere Bedürfnisse nach Nähe oder Distanz wahrzunehmen.
-    Ton ist ein flexibles Material, lässt sich sehr gut formen und gibt viel Freiheit für individuelle Gestaltung - lässt sich auch wieder zusammenschlagen und man kann von neuem beginnen. 
-    Ton als therapeutisches Material wird, eingesetzt bei Stress, Unruhe, Körperflucht, starker Emotionalität, psychosomatischen und auch psychiatrischen Erkrankungen und wirkt beruhigend. 
-    Ton ist für die therapeutische Anwendung alle Altersgruppen – Kinder, Erwachsene, Alte Menschen geeignet.
Literaturtipps:
*Arbeiten mit Ton in der Kunsttherapie, Michaela Spreider
*Dialoge mit Ton, Schöpferisches Arbeiten mit Fingerdrucktechniken und gefärbten Massen, Paulus Berenson